Welche sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen hat die Pandemie? Wie gehen wir mit der Situation am besten um? Und wie könnte eine Zukunft nach der Pandemie aussehen?
Academia Superior wurde in einer Zeit gegründet als die große Finanzkrise 2008 die Welt vollkommen unvorbereitet traf. Grundlage unserer Arbeit sind seitdem die „Surprise Factors“ — also jene Ereignisse die uns als Gesellschaft unvorbereitet treffen, die aber eine große Auswirkung auf unser Leben haben.
Die Corona-Krise ist der wohl stärkste Beweis der letzten Jahre, dass wir in einer „drehbuchfreien Zeit“ leben. Die konkreten Auswirkungen des „Surprise Factors Corona“ sind heute noch unabsehbar. Aber die ersten Gedanken und Ansätze möglicher Auswirkungen bespricht Prof. Markus Hengstschläger im Gespräch mit ausgezeichneten Persönlichkeiten im Academia Superior Vlog „Surprise Factor Corona“.
Unser wissenschaftlicher Leiter Markus Hengstschläger bespricht in einer Video-Reihe mit ausgezeichneten Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen erste Gedanken und Ansätze möglicher Auswirkungen den Surprise Factor Coronavirus und eine Zukunft nach der Pandemie.
- Dr. Andreas Salcher
- Univ.-Prof. DDr. Christiane Spiel
- Monika Langthaler-Rosenberg MSc.
- Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
- Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann
- Rainer Nowak
- Univ.-Prof. Prim. Dr. med. Reinhard Haller
- Prof. Stella Rollig
- Univ.Prof. Dr. Jesus Crespo Cuaresma
- Univ.-Prof. Dr. Josef Penninger
- Franz Welser-Möst
- Univ.-Prof. Dr. Nadia Magnenat Thalmann
- Dr. Melinda Crane
- Rudi Klausnitzer
- Thomas Brezina
- Dr. Helga Rabl-Stadler
- Wissenschaft kann Wissen auf den Tisch legen, die Politik muss dann abwägen, welche Entscheidungen getroffen werden.
- Alles was wir jetzt haben, ist auf Grundlagenforschung, auf fundamentaler Biologie aufgebaut.
- Man muss Medikamente ordentlich testen, sonst ist es immer anekdotisch. Man muss die Studien trotz der Pandemie placebokontrolliert und doppelt geblindet machen.
- Die Chancen, dass das einfach wieder weggeht, ist vielleicht fünf Prozent.
- Wie das Virus so gestrickt ist, wird das sicher zurückkommen.
- Das perfide an dem Virus ist, dass es Leute haben oder streuen können, die keine Symptome haben.
- Wissenschaft war noch nie so wichtig wie jetzt.
- Zum ersten Mal wächst eine Generation auf, die Wissenschafter sieht, die ihre Modelle dort präsentieren und evidenzbasiere Politik verursachen wollen.
- Was mich wenig überrascht ist leider das Wiederaufleben von Verschwörungstheorien.
- Die Rolle der Wissenschaft als Quelle von Fakten wird hoffentlich langfristige Folgen haben.
- Die globale Pandemie hat dazu geführt, dass Wissenschaft global eine neue Rolle übernehmen musste. Das finde ich besonders vielversprechend.
- Wissenschafter*innen haben in Österreich sehr eingeschränkten Zugang zu Mikrodaten.
- Wenn man daran interessiert ist, kausale Mechanismen zu quantifizieren.
- Es geht eher in eine U-Entwicklung, d.h. der Pfad zurück zum Gleichgewicht dauert doch wesentlich länger als ein Jahr.
- Die Verlinkung zwischen Sektoren führt dazu, dass es auch Spill-Overs gibt aus diesem negativen Schock, die quantitativ eigentlich in der gesamten Volkswirtschaft gefühlt werden.
- Als Ökonom bin ich skeptisch, dass Relokalisierung eine langfristige Lösung werden könnte.
- Ich sehe keinen langfristigen Trend Richtung Deglobalisierung, weil einfach die Kosten, und da meine ich echte Kosten von Wohlfahrt, weltweit zu groß wären.
- Es reicht nicht, dass wir unsere Ergebnisse in tollen Journals publizieren, die aber weder Politker*innen noch Praktiker*innen lesen und dann selber ableiten können, welche Maßnahmen für sie passen und wie sie das umsetzen.
- Es ist für die Kunst und Kultur eine Zeit des großen Drucks.
- Im Unterschied zur Coronakrise, wo es hoffentlich bald eine Impfung geben wird, gibt es bei der Klimakrise keine Impfung.
- Spannend, dass auchin einer liberalen Gesellschaft es so schnell möglich ist, hier Menschen zu so einer massiven Verhaltensänderung zu bekommen.
- Rechne mit dem Schlimmsten, tue alles, um dieses zu verhindern und im Übrigen sei skeptisch.
- Krankheiten haben nurin den seltensten Fällen dazu geführt, dass sich Menschen in ihrem Verhalten tatsächlich langfristig geändert haben.
- Transfer, Wissensaustausch mit der Gesellschaft – und da ist die Politik inkludiert – ist quasi die dritte Mission von Universitäten.
- Ich glaube, was wir im Journalismus gelernt haben werden ist, dass wir in Phasen kommen, wo nicht nur wir sondern alle Gesprächspartner*innen sagen müssten:”Wir wissen es nicht.”
- Wir alle haben jetzt die Möglichkeit mit einer der größten Herausforderungen der Zukunft vertraut zu werden: der Vereinsamung.
- Das Virus befreit uns aus dem narzisstischen und egozentrischen Höhenrausch und erdet uns.
- Durch die Krise stehen wir unter einem erhöhten Aggressionsstau. Die Frage ist, wie wir den unter diesen Umständen wieder abbauen können?
- Es ist wichtig, der Politik zuzuarbeiten, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen kann.
- Was mich überrascht hat, war in unserem Betrieb diese Apathie, die um sich gegriffen hat – wie paralysiert mir mach erschienen.
- Da wir drei Jahre im Voraus planen, ist es egal, ob wir drei Monate oder drei Wochen vorher ein Konzert absagen.
- Tracing funktioniert nirgendwo so gut, wie in Konzertsälen oder Opernhäusern, weil man bei jeder Person nachweisen kann, wer wo und neben wem sitzt.
- Viele haben kostenlos das kulturelle Angebot ins Internet gestellt und wenn sie jemand mal etwas kostenlos zukommen lassen haben und dem dann zu sagen, jetzt musst du 10 Euro bezahlen, da bin ich sehr neugierig, wie das funktionieren wird.
- Bei Kulturförderung sind wir das Gießkannenprinzip gewöhnt.
- Unsere Bildung hat sich in Richtung Ausbildung entwickelt.
- Was Bildung bedeutet, ist einen jungen Menschen dazu zu bringen, dass er selbstständig denkt und zwischen den einzelnen Fächern vernetzt.
- Wir erleben in Europa gerade eine lebhafte und gute Diskussion darüber, wie Solidarität in Zukunft aussehen soll und ich finde, das hätte längst passieren müssen.
- Für mich wäre es wichtig Druck gegenüber China zu machen, wo Druck notwendig ist und trotzdem Zusammenarbeit zu suchen, wo es möglich ist.
- Auch, wenn Donald Trump diese Wahl verliert, werden wir das Amerika nicht mehr sehen, was bereit ist in Führung zu gehen.
- Was mir auffiel relativ früh und was sich immer mehr bestätigt hat, ist, wie stark Vertrauen mit guter Krisenführung korreliert. Und wie stark öffentliches Misstrauen mit einer schlechten Erfahrung in der Krise zusammenhängt.
- Ich rechne eigentlich damit, dass Joe Biden tatsächlich die Wahl gewinnt und trotzdem warne ich davor, dass man hier aus europäischer Sicht denkt: “Ach dann ist wieder alles beim Alten.“ Wir werden dann ein Amerika sehen unter einem Joe Biden, das sehr stark mit sich selbst beschäftigt sein wird.
- Das Bild von sozialem Elend, gerade auch in so einem reichen Land die Zeit der 30er Jahre übertreffen, wenn die Hilfe aus Washington nicht kommt.
- Mit Pandemien ging jeher auch Xenophobie einher. Kommt die Pest, versucht man einen Schuldigen zu finden und diese Schuldigen sind oft die Außenseiter.
- Es gab Wut, Frust und ein Gefühl wirklich im Stich gelassen worden zu sein und das haben wir nach Georg Floyds Tötung gesehen.
- Wir haben hier die diversesten Proteste, die ich je in Amerika erlebt habe – mit allen Amerikanern allen Alters, allen Hautfarben auf der Straße und das zeigt ein neues Bewusstsein für das alte Problem in Amerika.
- Es ist jetzt noch nicht so, dass man Roboter hat, die jemanden waschen können. Die Technologie ist noch nicht so weit, soviel zu machen, wie man glaubt.
- Der Planet muss geschützt werden – das ist Realität. Jetzt haben wir die Chance das zu machen.
- Ich sehe nicht mehr Roboter, weil es den Virus gibt.
- Wenn Menschen in Asien ihren Job verlieren, haben sie einfach nichts.
- In den 80er, 90er Jahren hat man schon gesagt, man wird überall Roboter sehen. Aber wo sind die?
- Mich hat überrascht, wie schnell die halbe Welt ins Virtuelle übersiedelt ist.
- Die klassischen Medien haben sich Schritt für Schritt von Leadern zu Followern entwickelt.
- Im Prinzip kehrt der Mensch wieder zu dem zurück, was er als Ritual verinnerlicht hat.
- Die klassischen Medien haben an Bedeutung verloren, weil ihre Verbreitungskanäle an Bedeutung verloren haben.
- Die Regierung hätte schneller von der Verkündung in die Erklärung gehen müssen und somit transparenter machen müssen, wie Entscheidungen zu Stande kommen.
- Ich glaube schon, dass es seit Beginn von Social Media eine symbiotische Beziehung mit der Politik und politischen Entwicklungen gibt.
- Ich glaube, dass die Digitalisierung im Moment Systeme unterstützt, die eher populistisch sind, also eine neue Form fördert, die man vielleicht als demokratische Autokratien bezeichnen könnte.
- Das Leben ist lebensgefährlich, das heißt es ist kostbar und daher sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns wichtig ist.
- Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir resilient sind. Wenn wir unsere lokalen Räume im Griff haben, dann funktioniert es auch insgesamt.
- Schutz für Kinder bedeutet, dass Eltern menschlich sind, das heißt den Kindern auch erklären, was in ihnen vorgeht und auf ihre Fragen eingehen.
- Nicht nur wichtig ist die Situation jetzt, sondern auch die nächsten Monate und wahrscheinlich Jahre wichtig sein, ganz genau zu beobachten, wo Kinder stehen und welche Nachwirkungen es hat.
- Im Unterricht ist die persönlicher Begegnung das Allerwichtigste.
- Es ist eine Tatsache, dass die Leser weniger geworden sind.
- Eine ganz wichtige Aufgabe ist es, die Technik des Lesens für Kinder so gut wie möglich zu trainieren und dabei so gut wie möglich auf die Individualität der Kinder einzugehen.
- Ich möchte Kindern Ferien geben von dem was sie sonst haben. Ich möchte ihnen Träume erfüllen in diesen Büchern. Das ist unheimlich wichtig.
- Ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, uns ununterbrochen mit der Realität auseinander zu setzen.
- Jeder muss für sich selbst definieren, was Erfolg ist. Erfolg im Beruf und Erfolg im Leben. Das ist nämlich völlig individuell.
- Man muss Erfolg/Ziele definieren, sondern ist man frustriert, weil man das Gefühl hat, nichts erreicht zu haben.
- Wir brauchen keine Krise zur Veränderung, aber wenn sie schon einmal da ist, dann sollten wir sie dazu auch nutzen.
- Wann kann ich das, was ich wirklich im Leben machen will, sobald wie möglich umsetzen.
- Ich habe die Pandemie von Anfang an für eine große Gemeinheit gehalten.
- Wir haben uns im März zusammengesetzt und überlegt “Wie lautet unsere Strategie?”. Vorrang für die Gesundheit. Wenn es dann gelingt, noch etwa künstlerisch Wertvolles zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen zu machen, dann machen wir es.
- Dieser Dreischritt: Gesundheit zuerst, künstlerisch sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar hat letzten Endes alle überzeugt.
- Ich war sehr schockiert anfangs, als mir klar wurde, dass Politiker aller Fraktionen, in Kunst und Kultur offensichtlich nur eine Deko für unser Alltagsleben sehen.
- Das Streaming kann zwar nicht die Begeisterungsgemeinschaft vor Ort ersetzen, aber es kann den Appetit an Kunst und Kultur wachhalten.
- Ich hätte mir auch gewünscht, dass jetzt im Winter, besonders in der Vorweihnachtszeit es erlaubt worden wäre, Konzerte, Theater ohne Pause, nur eineinhalb Stunden, nur die Hälfte des Saales bestuhlt. Es hätten den Menschen in diesen dunklen Tagen Freude bereitet.
- Das einzige wo Corona einen positiven Kollateralnutzen gebracht hat ist bei der Digitalisierung.
- Das man sich klar ist, wie wichtig es ist, sich mit jemanden auszutauschen. Ich hoffe, dass wir diese Kostbarkeit auch verstehen.
- Der Schlüssel ist High-Tech, High Touch: individuelles Lernen gekoppelt mit individuellem Coaching.
- Wir haben gelernt, dass sich das Museum im digitalen Raum neu erfinden muss.
- Wir machen gerade Erfahrungen, die wir als Einzelne ohnehin auch immer schon gemacht haben. Aber das neue ist, jetzt machen alle gleichzeitig diese Erfahrung.
- Bei der Klimakrise könnten wir jetzt viel sachter, schrittweise aber schon auch konsequent Maßnahmen setzen.